Zaun verhindert Massentod

Der Neue Tag, 30.06.2014

Naturschützer bringen mehr als 2000 Amphibien beim Griesweiher sicher über die Straße

Friedenfels. (bsc) „Die 150 Meter Schutzzaun haben sich mehr als bezahlt gemacht und viele Amphibien vor dem sicheren Tod bewahrt“, betont der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Kulturlandschaft Südlicher Steinwald, Robert Mertl. An der Staatsstraße 2121 zwischen Friedenfels und Poppenreuth war er wochenlang für den „Seitenwechsel“ von insgesamt 2110 Amphibien verantwortlich.

Wenn im Laufe des Frühjahrs die Temperaturen steigen, verlassen Amphibien ihre Winterquartiere, um zur Fortpflanzung ein Gewässer aufzusuchen. Um genau dorthin zurückzukehren, wo sie selbst das Licht der Welt erblickten, nehmen sie sogar kilometerlange Wege auf sich.

Einer Naturschützerin waren die Wanderungen der Amphibien vom Heinbach zum gegenüberliegenden Griesweiher bereits in den vergangenen Jahren aufgefallen. Regelrecht übersät war dabei oft die Staatsstraße mit toten Amphibien.

Nach Rücksprache mit Robert Mertl und dem Straßenbauamt wurde deshalb im Frühjahr an der Strecke erstmals ein 150 Meter langer Amphibienschutzzaun errichtet. Zu den wenigen Vorgaben durch das Staatliche Bauamt zählte die tägliche Kontrolle des Zauns durch freiwillige Helfer. Und so waren Robert Mertl und seine Unterstützung innerhalb von mehreren Wochen zweimal täglich vor Ort und beendeten die unfreiwillige Gefangenschaft der Tiere in den insgesamt elf entlang des Schutzzauns installierten Eimern.

Beim Aussetzen im gegenüberliegenden Griesweiher wurden die Tiere gezählt und registriert. Die 2110 Amphibien setzten sich zusammen aus 1947 Erdkröten, 20 Grasfröschen, 62 Bergmolchen und 81 Teichmolchen. Trotz des Schutzzauns kamen 197 Tiere ums Leben, wie Robert Mertl feststellen musste. Ihnen war die Flucht aus den Eimern oder die Überwindung des Schutzzauns gelungen.

324 Tiere an einem Tag

Während der Aufzeichnungsperiode hat Robert Mertl auch Wetterdaten und Temperaturen festgehalten. Am besonders trockenen und warmen 2. April haben Robert Mertl und Josef Schmidt 324 Tiere über die Straße gebracht – der bisherige Rekordwert. An nasskalten Tagen seien die Eimer des öfteren völlig leer gewesen, so Mertl. Die Aufzeichnungen der Naturschützer dienen auch als Grundlage für einen erneuten Aufbau des Schutzzauns in den kommenden Jahren. Bei der Übergabe der Daten dankte Robert Mertl Johann Baumer vom Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach und Rainer Hutterer von der Straßenmeisterei Tirschenreuth für die rasche und sofortige Unterstützung der Aktion. Rainer Hutterer hatte die Amphibien-Leiteinrichtung und den Amphibien-Schutzzaun mit einigen Helfern errichtet.

Für den stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins Kulturlandschaft Südlicher Steinwald ist die große Anzahl der geretteten Tiere eine enorme Motivation, auch in den nächsten Jahren mit einer derartigen Amphibien-Leiteinrichtung tätig zu werden, um einen Massentod auf der Strecke zu verhindern.

Neben der einfachen und preiswerten Art des Aufstellen eines Zauns aus Kunststoffgewebe verwies das Staatliche Bauamt auch auf die grundsätzliche Möglichkeit, eine stationäre Leiteinrichtung mit Durchlässen unter der Straße zu bauen. Doch dafür seien die Verhältnisse vor Ort nicht geeignet.