Der Neue Tag, 06.05.2016
Die Voraussetzungen zur Ansiedlung von Meister Adebar in Friedenfels sind günstig, meint der Landesbund für Vogelschutz. Doch hatten die bisherigen Bemühungen keinen Erfolg. Nun starteten Naturfreunde einen neuen Anlauf.
Ein logistischer Kraftakt war nötig. Doch jetzt thront ein stabiles Nest auf dem höchsten Punkt mitten im Ort – in 30 Metern Höhe auf dem Schlot der Schlossbrauerei. Der Horst soll ein Storchenpaar anlocken, das sich in Friedenfels niederlässt und brütet.
Die ersten Bemühungen im Jahr 2000 blieben erfolglos. Damals hatte man eine Horstunterlage auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes der Güterverwaltung Friedenfels angebracht. Störche wurden zwar immer wieder gesichtet, ließen sich aber stets nur zu einer kurzen Rast auf dem nahe gelegenen Kamin der Schlossbrauerei nieder. Da dieser Kamin seit einigen Jahren nur mehr sporadisch in Betrieb ist, wurde nun an dieser Stelle ein neuer Versuch unternommen, Störche in den Ort zu holen. Unterstützung erhielt der Verein „Kulturlandschaft südlicher Steinwald“ (KusS), der das Storchenprojekt stets vorantrieb, vom Eigentümer der Brauerei, Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, und dem zuständigen Bezirkskaminkehrermeister. Nach der Genehmigung und Besichtigung des Schlotes wurden die Maße für ein stabiles Untergestell der Horstauflage ermittelt. Den Auftrag für den Bau erhielt die Firma Metallbau Müller in Tirschenreuth. Nach der Vorgabe des Vereins KusS und des Bezirkskaminkehrermeisters fertigten die Metallbauer aus Edelstahl eine Konstruktion für die Horstauflage, die den eineinhalbfachen Durchmesser des Innenschlotes haben musste. So kann künftig vorhandene Abluft ungehindert unter den darüber wohnenden Störchen entweichen.
Das darauf befestigte Nest stellte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zur Verfügung. LBV-Bezirksgeschäftsführer Philipp Wagner aus Bayreuth war deshalb bei der Aktion vor Ort und sehr zuversichtlich, dass Meister Adebar in den nächsten Jahren im Erholungsort heimisch wird. „Das Umfeld würde absolut passen“, sagte Philipp Wagner. Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg ergänzte: Durch die Umstellung vieler Wiesen und Ackerflächen rund um Friedenfels auf Biolandwirtschaft entstehen künftig weitere neue Nahrungsflächen für den Weißstorch. Nachdem alle Vorarbeiten durch Fachkräfte und freiwillige Helfer verrichtet waren, ging schweres Gerät in der Gemmingenstraße in Position. Herbert Böhm und Jeremias Keck rückten mit einem Kran der Dachdeckerei Böhm an. Harald Gebauer brachte die Drehleiter der Feuerwehr Mitterteich in Position. Bürgersteige und eine halbe Fahrspur waren gesichert und mit Markierungsbändern abgesperrt. Dieter Brandl und Jeremias Keck bestiegen den Fahrkorb der Drehleiter und ließen sich von Harald Gebauer auf 30 Meter Höhe heben. Herbert Böhm hatte inzwischen mit seinem Kran das wuchtige Nest mit seinem Unterbau zentimetergenau auf dem Schlot aufgesetzt. Zahlreiche Schaulustige und vorbeikommende Autofahrer verfolgten die spektakuläre Aktion.
Nachdem Dieter Brandl und Jeremias Keck alle Halterungen des Nestes am Schlot verschraubt hatten, luden die beiden Vorsitzenden vom Verein „Kulturlandschaft südlicher Steinwald“, Matthias Schlicht und Robert Mertl, zu einem kleinen Umtrunk. Ihr Dank galt dabei den Helfern, Dieter Brandl, Franz Josef Müller, Jeremias Keck, Harald Gebauer, Herbert Böhm und Philipp Wagner. Robert Mertl erinnerte aber auch an zahlreiche Unterstützer und Förderer des Storchenprojektes, wie den Landesbund für Vogelschutz in Bayern, sowie an die Finanzierung. Neben dem Verein KusS habe sich hier vor allem die Untere Naturschutzbehörde in Tirschenreuth finanziell eingebracht, berichtete der zweite Vorsitzende. Ein weiteres „Vergelt’s Gott“ galt Braumeister Christian Mitterbauer und Schlossbrauerei-Eigentümer Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg. Scherzhaft merkte dieser abschließend an: „Das ist unser Beitrag zum demografischen Wandel.“