Storch per Kran Nest bereiten

Der Neue Tag, 14.04.2016

Sie helfen Fröschen über die Straße, kümmern sich um Storchennester und die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel. Die Mitglieder des Vereins Kulturlandschaft Südlicher Steinwald („Kuss“) sind an vielen Stellen im Einsatz. Auch auf Baustellen.

Der Baubeginn der vierten Infostelle des Naturparks Steinwalds auf der Grenzmühle rückt näher. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins standen die weiteren Schritte bis zum geplanten Baubeginn 2017 zur Debatte. In den nächsten Wochen werden die Verantwortlichen Details wie Fördergelder und Abwicklung klären, informierten die beiden Vorsitzenden Matthias Schlicht und Robert Mertl.

„Kuss“ wird im Auftrag des Naturparks die Baumaßnahme abwickeln und später als Betreiber die Infostelle betreuen. Herzstück der neuen Anlage wird eine Zuchtstation für die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel. Für die in weiten Teilen Europas überalterten Bestände der Flussperlmuschel, deren Ursache meist in einer nicht ausreichenden Wasserqualität zu finden ist, wird eine gezielte Nachzucht der Muschel auf der Grenzmühle favorisiert.

Zu Beginn der Versammlung informierte Vorsitzender Matthias Schlicht über die bisherigen Arbeiten und Schutzmaßnahmen für heimische Pflanzen und Tiere. Bereits zum zweiten Mal kümmerte sich der Verein um die „Übersetzung“ der Amphibien beim Griesweiher. Weit über 2000 Tiere wurden im Zeitraum von März bis April 2015 von Robert Mertl und Dr. Siegfried Steinkohl sicher über die Straße gebracht. Bei der rund sechswöchigen Betreuung mussten die Helfer jeweils am Morgen und am Abend die Eimer kontrollieren und leeren. Einen weiteren Beitrag für den Artenschutz leistete der Verein mit der Erneuerung des Amphibien-Leitsystems an der Straße Friedenfels-Pfaben bei der Lochermühle.

Matthias Schlicht: „Lehrreich waren auch die Monatstreffen in Oberteich, Zainhammer und auf dem Schusterberg, wo Mitglieder und Interessierte in freien Natur viel über die Tier- und Pflanzenwelt erfuhren.“ Guten Besuch verzeichneten auch die geselligen Treffen. So war beim Bilderschau von Dr. Siegfried Steinkohl kein Platz mehr frei. Die Kirchweihfeier auf der Grenzmühle fand mit rund 100 Besuchern guten Anklang. Der Verein wirkte außerdem bei der Pflege einer alten Linde in Friedenfels durch die Untere Naturschutzbehörde mit.

Robert Mertl informierte über die bevorstehende Ansiedelung von „Meister Adebar“ auf dem Kamin der Schlossbrauerei. Obwohl die Voraussetzung für die Aufzucht von Weißstörchen in Friedenfels nach Einschätzung des Landesbundes für Vogelschutz günstig ist, waren erste Bemühungen 2000 erfolglos. Damals hatte man eine Horstunterlage auf dem Dach der Güterverwaltung angebracht. Meist besuchten die durchreisenden Störche jedoch den nahen Kamin der Schlossbrauerei. Da dieser nur noch sporadisch betrieben wird, wird Ende April ein neuer Versuch zur Ansiedelung unternommen. Per Autokran soll eine neue Brutstätte installiert werden.

Viel Applaus bekam Biobauer Josef Schmidt für seine Präsentation der Ökomodellregion Steinwald. Der mittlerweile preisgekrönte Landwirt engagiert sich seit Jahren mit viel Idealismus für die regionale Wertschöpfung. Dank zollten die beiden Vorsitzenden des Vereins „Kuss“ allen Mitgliedern für die oft schweißtreibende Unterstützung in freier Natur. Dabei erwähnten sie auch die sehr enge Zusammenarbeit mit dem Naturpark Steinwald.