LED-Lichter markieren Bachlauf

Der Neue Tag, 22.02.2015

Friedenfels. (bsc) Auch wenn noch viel Schnee im Steinwald liegt – der Baubeginn der vierten Informationsstelle des Naturparks Steinwald an der Grenzmühle (zwischen Friedenfels und Erbendorf) rückt näher.

Die Verantwortlichen des Vereins „Kulturlandschaft südlicher Steinwald“, der im Auftrag des Naturparks später einmal die Infostelle betreibt, warten auf die Baugenehmigung. In der vierten und vorerst letzten Infostelle des Naturparks Steinwald erfahren die Besucher nach der Fertigstellung in den Jahren 2016/17 einmal alles rund um die Flussperlmuschel, über heimische Gewässer und Interessantes über die Regionalvermarktung sowie die extensive Landwirtschaft.

Ein Blickfang der vierten Infostelle wird ein großes Schaubecken. Ein verglaster Flusslauf gewährt Einblick in den Lebensraum von Flussperlmuschel und Wassertieren. Wer auf den Boden der ehemaligen Fischhälterei blickt, findet sich auf einer begehbaren Landkarte des Naturparks. LED-Lauflichter markieren die Flussläufe der Steinwald-Region. Breitgefächert sind die Informationen zum Thema Wasser mit wichtigen Tipps zum Trinkwasserschutz.

Gute Kontakte zur Uni
Bis es aber soweit ist, müssen die Vereinsmitglieder geschult werden. Auf Anregung der Muschel-Koordinationsstelle Bayern an der Technischen Universität München, zu der Robert Mertl, der zweite Vorsitzende des Vereins „Kulturlandschaft südlicher Steinwald“, seit langem gute Kontakte pflegt, besuchten deshalb drei Vorstandsmitglieder kürzlich eine Zuchtstation für Flussperlmuscheln in Bad Brambach. Beim Meinungsaustausch erfuhren die beiden Vorsitzenden Matthias Schlicht und Robert Mertl sowie Schriftführerin Anja Hautmann von Michael Lange, Mitarbeiter der Zuchtstation, viel Interessantes. Dabei ging es auch um die Detailplanung für die neue Infostelle sowie um die erforderlichen Bottiche und Becken in der künftigen neuen Anlaufzone des Naturparks Steinwald. Michael Lange verschwieg dabei nicht, „dass die Aufzucht von Flussperlmuscheln ein mühsames Geschäft ist“. In seiner Zuchtstation werden Bachforellen gehalten, die mit den Larven der Flussperlmuschel infiziert wurden. Ungefähr zehn Monate lang dienen die Forellen als Wirtsfische, bevor sich die etwa einen halben Millimeter großen Jungmuscheln abstoßen. Dann werden sie von Fachleuten der Zuchtstation selektiert und in Spezialkäfige gesetzt, wo sie unter Kontrolle die ersten Lebensjahre bis zur Größe von einem Zentimeter heranwachsen. Erst mit dieser Schalenlänge geht es in die verschiedenen Bäche und Heimatgewässer, wusste Lange. Dort graben sie sich für die nächsten sieben Jahre in den Bachgrund ein, um zu wachsen. Mit 18 bis 20 Jahren sind sie geschlechtsreif.

Fördermittel
Robert Mertl berichtete in Bad Brambach aber auch von seinen Erfahrungen mit der künstlichen Infizierung von Bachforellen mit Muschellarven im Grenzbach bei der Grenzmühle. Neben den Arbeiten zur Verbesserung der Gewässerqualität, die im Rahmen eines seit dem Jahr 2000 laufenden Projekts des Naturparks Steinwald durchgeführt werden, unterstützt die Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz die Bemühungen um den Erhalt der Flussperlmuschel im Grenzbach durch die Finanzierung zusätzlicher Maßnahmen, so der zweite Vorsitzende. „Die künstliche Infizierung mit Muschellarven im freien Fließgewässer war erforderlich, da der Muschelbestand für eine Infizierung auf natürlichem Wege zu klein war“, erläuterte Robert Mertl.

Bei der künstlichen Infizierung wurde eine 200 Meter lange Bachstrecke elektrisch abgefischt. Die so „erbeuteten“ Forellen kamen in einen Bottich mit Muschellarven, die zuvor von trächtigen Muscheln gewonnen worden waren. „Bereits nach kurzer Zeit hatten sich genügend Larven an den Kiemen der Fische festgebissen.“ Die so infizierten Forellen wurden anschließend wieder in den Grenzbach zurückgebracht. Nun hoffe er, dass die Maßnahme erfolgreich war. Dann nämlich könnten zur Eröffnung der Infostelle die ersten Jungmuscheln im Grenzbach auftauchen.

Hilfsmaßnahmen
Bis aber eine natürliche Population im Grenzbach hergestellt sei, müssten Hilfsmaßnahmen greifen. In Zusammenarbeit mit der TU München sind deshalb in der neuen Infostelle vier Fließrinnen vorgesehen, in denen Jungmuscheln aufgezogen werden und so die natürliche Aufzucht im Grenzbach unterstützen.